Hobbys (wieder) aufleben lassen




Ein weiterer Ansatzpunkt in der Biografiearbeit ist das Ausgraben längst verloren geglaubter Freizeitaktivitäten, Hobbys oder auch Beziehungen. Warum also nicht das eine oder andere davon, was wirklich gut war und das Leben früher schon bereicherte, neu aufleben lassen? Oder aber auch noch einmal mit etwas ganz Neuem beginnen, was einem möglicherweise bisher verwehrt blieb, dabei der Wunsch, genau das zu tun, aber schon immer vorhanden war?

Menschen, die bis ins hohe Alter hinein neugierig bleiben und niemals aufhören zu lernen, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit die viel glücklicheren und gesündesten überhaupt. Deshalb ist es sicher auch nie zu spät dafür, wieder anzufangen mit der Malerei, mit dem Schreiben oder dem Spielen eines Instrumentes; lediglich aus Spaß an der Freude. Neurologen sagen, dass beispielsweise beim Spielen von Tasteninstrumenten die feinmotorischen Fähigkeiten und die neuronalen Vernetzungen im Gehirn gestärkt, damit die Vernetzungen zwischen den zwei Gehirnhälften immer wieder neu aktiviert werden, sich Geist, Augen, Ohren und Hände allesamt im ständigen Wechselspiel befinden.

Vorteile des Musikmachens für das Gehirn - zusammengefasst in einem geteilten YouTube-Video:




Im Kapitel VI des Buches von Karsten Thormaehlen "Young at Heart" schreibt die Musikerin, promovierte Neuropsychologin und ehemalige pflegende Angehörige Dr. Sarah Anderl-Straub einleitend etwas über die schönen Künste wie Malerei, Fotografie, Musik, Theater oder Poesie und davon, wie sich Menschen durch sie bewegt, berührt, beglückt oder auch bestürzt fühlen. Und auch darüber, welche großartige Eigenschaft unser Gehirn besitzt: neuronale Plastizität. Sie meint die lebenslange Fähigkeit dieses Organs, seine Struktur und Organisation den jeweiligen situativen und biologischen Bedingungen anzupassen. Lernen wir beispielsweise Klavier zu spielen, so werden diejenigen Nervenzellverbindungen gestärkt, die hierbei aktiviert werden. Und Klavierspielen ist tatsächlich »Ganzkörpertraining« für unser Gehirn: Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, Gehör, Motorik, Körperwahrnehmung, Emotionen - große Teile des Gehirns werden hier aktiviert, angeregt und gefördert. Visuell präsentierte musikalische Symbole - beispielsweise Noten - werden in komplizierte Bewegungen der Finger und Hände übersetzt, multimodale sensorische und motorische Informationen müssen integriert und weiterverarbeitet werden. Bei regelmäßigem Üben zeigen sich schon bald nachweisbar Veränderungen in unterschiedlichen Hirnregionen. Diese Hirnareale sind Teil eines Netzwerks, das eine wesentliche Rolle bei Gedächtnisfunktionen und beim Verarbeiten von Sprache und Emotionen spielt.

2016 lernte die Musikerin Konstantin Wecker auf einem Liedermacherfestival kennen und war von seiner Poesie und seiner Art zu singen so begeistert, dass beide öfters gemeinsam singen.

Somit funktioniert die Besonderheit des Musikgedächtnisses und die damit verbundene intensive emotionale Verankerung selbst bei an Demenz erkrankten Menschen. Davon weiß insbesondere das Projekt "Klang und Leben" seit langem schon zu berichten. Aber auch die Schauspielerin Annette Frier und Musiker Eddi Hüneke. Sie gründeten 2020 einen Chor für Menschen mit Demenz. Begleitet wurden die Sänger:innen von der Uni Frankfurt. Forscher:innen wollten herausfinden, wie sich das Singen auf das Wohlbefinden und den Lebensmut der Frauen und Männer auswirken kann. Mehr dazu in der ZDF-Mediathek: Unvergesslich | Unser Chor für Menschen mit Demenz. Fast zeitgleich startete auch das Projekt »resonare« der Manfred-Strohscheer-Stiftung mit einer Auftaktveranstaltung im großen Saal der Komischen Oper Berlin.

Register-Ende | Musik noch mit der Hand gemacht

Musik begleitet viele Menschen ein Leben lang – ob aktiv musizierend oder einfach nur als vertraute Begleiterin durch verschiedene Lebensphasen. Wer früher ein Instrument gespielt, gesungen oder eigene Kassetten aufgenommen hat, kann heute mit ganz neuen Mitteln daran anknüpfen. Denn: Musik ist heute so leicht zugänglich wie nie zuvor. Mit dem Smartphone, einem Tablet oder einfachen Musik-Apps lassen sich Klänge aufnehmen, bearbeiten, teilen – oder einfach nur genießen. Ob Lieblingsstücke von früher oder neue Klangexperimente: Die digitale Technik eröffnet Wege, Musik neu zu entdecken – oft ganz spielerisch.

Bereits vor langem begannen junge Musikerinnen und Musiker mit Smartphones und Tablets live zu musizieren – kreativ, experimentell und auf hohem Niveau. Allen voran das Berliner DigiEnsemble, gegründet von Matthias Krebs, das sich früh der Frage widmete: Wie kann man mobile Digitaltechnologien künstlerisch und musikalisch sinnvoll einsetzen? Was damals noch selten war, hat sich seither stark weiterentwickelt. Heute ist Matthias Krebs ein gefragter Experte für digitale musikalische Bildung – seine Arbeit hat viele Impulse für Unterricht, Kreativarbeit und auch für die Biografiearbeit mit Musik gegeben. Wie alles begann:



Musik online entdecken – nur ein Beispiel für vielen

Inzwischen gibt es unzählige Online-Angebote, mit denen man Musik nicht nur hören, sondern auch selbst ausprobieren kann – vom ersten Akkord bis zum eigenen Song. Deshalb an dieser Stelle nur ein kleiner Tipp unter vielen – und vielleicht ein Impuls, weiter zu stöbern:

👉 Für Beatles-Fans: Ein Klick auf das Abbild führt direkt zum YouTube-Video: 🎶 Let it be – Beatles-Cover mit Akkorden & Songtexten – Gitarrenunterricht für Anfänger. Das Video ist Teil des Kanals Guitar-TV, der viele weitere leicht verständliche Gitarrenkurse bereithält – ideal für alle, die (wieder) Gitarre spielen lernen oder alte Kenntnisse auffrischen möchten. 📌 Vorab schon mal praktisch: Eine klingende Gitarrengrifftabelle – ideal zum Üben oder Auffrischen: Gitarrengriffe online


Register-Ende | Musik Mobil & Virtuell


Musik kann helfen, Sprachen ganz nebenbei zu lernen – mit dem Ohr, mit dem Körper, mit der Freude an Rhythmus, Wiederholung und Melodie. Kinder tun das ganz selbstverständlich. Aber auch Erwachsene erleben, wie Texte in Liedform leichter im Gedächtnis bleiben als reine Vokabellisten. Musik bietet Zugang – nicht nur zur Sprache selbst, sondern auch zur Kultur dahinter. Gerade beim (Wieder-)Erlernen von Englisch oder anderen Sprachen kann Musik ein hilfreicher Begleiter sein: zum Mitsingen, Mitklatschen oder einfach nur zum Hören und Mitfühlen.

Eine empfehlenswerte Website mit bekannten englischsprachigen Kinderliedern, gesungen von englischen Muttersprachlern, ist: 👉 Classic-Rocks.de - eine liebevoll gestaltete Seite mit Tonbeispielen, Lernhilfen und Bildern. Besonders lohnend: Clap Your Hands Together (spielerisches Lernen mit Bewegung) Eine deutsch-englische Lerngeschichte (für Vorlese- und Zuhörstunden) sowie ABC – Das Alphabet-Lied (ideal zum Buchstabenlernen mit Musik):


Und darüber hinaus? Auch Plattformen wie Lyricstraining.com, BBC Learning English (mit Songs) oder Sprachlern-Apps mit Musikmodulen (wie LingoKids oder Duolingo Music) zeigen: Lieder können echte Lernbrücken sein – auch für ältere Menschen, die beim Hören von Songs Erinnerungen, Vokabeln oder ganze Redewendungen wiederentdecken.

Musik als Sprachmedium ist kein neues Prinzip – aber in Zeiten von Internet und mobilen Tools lässt es sich nur so viel leichter nutzen als früher. Warum also nicht alte Lieblingslieder als Einstieg ins Englische (oder andere Sprachen) nutzen – und damit Sprache ganz persönlich erleben?

Register-Ende | Musik & Sprachen


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